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Kapitel 4 - Neue Wege, alte Erfahrungen

  Kapitel 4 – Neue Wege, alte Erfahrungen

  Bereits seit einem Jahr waren wir unterwegs auf unserer Reise in unbekannte Gebiete, voller Motivation, die Lehren von Sensei Bi-Shi-Zu in die Welt zu bringen. In diesen Tagen, die wir unterwegs waren, konnten wir noch nicht unser gesamtes Potenzial entfalten, doch das war uns egal. Denn auch bei T?tigkeiten wie dem Einkauf für eine ?ltere Dame zu t?tigen, auf das Kind eines Mannes, der alleine stand, aufzupassen oder den Rasen von jemandem, der nicht mehr in der Lage dazu war, zu m?hen, konnten wir viel Neues in Erfahrung bringen. Und das Wichtigste war, es bereitete uns und den Personen, denen wir halfen, immer eine Freude.

  Jeder Tag war verschieden und doch auf eine Art und Weise gleich, das brachte uns jedoch nicht aus der Ruhe. Das erste Jahr unserer Reise war wie im Flug vergangen. Wir arbeiteten jeden Tag hart und so konnten wir uns ein kleines Verm?gen an Olevs aufbauen. Eines Tages kamen wir in einer Stadt namens Ohnsheim an. Als wir gerade das Eingangstor passiert hatten, erblickte ich die erste gro?e Liebe meines Lebens: Edharts Casino.

  Ich versuchte alles, um Aurelia zu ermutigen, mit mir dieses Lokal zu besuchen, doch sie weigerte sich. Wir hatten eine Vereinbarung getroffen: Wir teilten unsere ersparten 4000 Olevs auf, jeder von uns bekam 2000 Olevs zum Ausgeben. Ich musste nicht lange überlegen und setzte meine Fü?e in Richtung Edharts Casino in Bewegung. Als ich die Tür ?ffnete, begrü?te mich der Betreiber des Casinos, ein freundlicher, junger Mann namens Edi Edhart, mit den Worten: ?Wenn du ein Vielfaches deines Kapitals gewinnen willst, dann bist du hier genau richtig, junger Mann. Also tritt ein, aber bevor du dies tust, nenne mir doch bitte deinen Namen.“

  Ich war vom Anblick mehr als begeistert. Als ich meine Augen dann endlich von diesem wundersch?nen Geb?ude abwenden konnte, sagte ich: ?Auch du seist gegrü?t, mein Name lautet Zeki Talman, kannst du mir auch deinen Namen nennen?“

  Edi Edhart sagte, seine Freunde nennen ihn ganz schlicht und einfach Edi. Dieser junge Mann strahlte Ruhe und Gelassenheit in Massen aus. Daraus resultierend fühlte man sich bei ihm wohl. Die Anmeldung war endlich abgeschlossen und ich habe bei Edi mit meinen Olevs 4000 Editaler gekauft. Ein Editaler hatte den Wert von 50 Furks oder einem halben Olev. Also begann dann endlich meine Reise ins Glück. Sicherlich würde ich gewinnen, dachte ich, da Edi einen sehr vertrauenswürdigen Eindruck machte.

  Ich setzte mich zu drei M?nnern, alle waren laut meiner Einsch?tzung mindestens doppelt so alt wie ich, an den Tisch eines Würfelspiels. Ziel des Spiels war es, so nahe wie m?glich an die geworfene Zahl zu kommen. Zus?tzlich gab es noch einen Würfel, der die Farbe bestimmte. Die M?nner erkl?rten mir, wenn die Zahl, die ich bestimmte, kommt, gewinne ich meinen Einsatz mal 10 zurück. Wenn ich der am n?chsten an der geworfenen Zahl sitzende Spieler am Tisch bin, gibt es den Einsatz mal zwei zurück. Zus?tzlich gab es noch die Farben Rot, Schwarz oder Grün, die jeweils einen Bonus-Multiplikator hinzufügten. Rot multipliziert den Gewinn mit 4, Schwarz ebenso und Grün mit 10. Au?erdem gab es im Casino Edhart die Sonderregelung, dass ein Gewinn mit der h?chstm?glichen Zahl, also 12, den Einsatz mal 20 wiedergibt.

  Ich w?hlte die rote Nummer 7 als meine Glückszahl aus und so setzte ich Runde für Runde jeweils 500 Olevs auf die Rote 7. Doch ich gewann keine einzige Runde. Schlussendlich setzte ich meine letzten 500 Olevs, diesmal aber nicht wie in den vorherigen Runden auf die Rote 7, sondern auf die Grüne 10. Ihr k?nnt es euch sicherlich denken: Es kam die Rote 7. Die Zahl 7 hatte mich verflucht und meinen Willen gebrochen. Ich hatte kein Geld mehr übrig und verlie? das Lokal, immerhin mit einem gratis Getr?nk des Hauses Edhart.

  Aurelia lie? sich genau im richtigen Zeitpunkt auch wieder blicken. Sie erledigte ihren Einkauf, neue Kleidung, Proviant für die Reise und zus?tzlich noch eine gr??ere Geldb?rse.

  Sie hatte noch 100 Olevs übrig, ich konnte sie überzeugen und so stattete auch sie Edi einen Besuch ab. Nach den Formalit?ten setzte sie sich zu den M?nnern an den Tisch und investierte die 200 Editaler weise in die grüne 12. Ich konnte es nicht fassen, als tats?chlich die grüne 12 geworfen wurde und Aurelia auf einen Schlag 6000 Editaler gewann. Sie sprang vor Freude hoch in die Luft und erinnerte sich an den Tag, als ich beim Training die Wette gewann. Natürlich musste sie es mir ordentlich heimzahlen, das Karma hat lange gewartet, aber letztendlich hat es mich doch erwischt. Voller Freude tanzte und verh?hnte Aurelia mich.

  Ich denke, das Schicksal wollte Aurelia nicht mit einer leeren Geldb?rse auf die Reise schicken. Doch das Glück sollte sich nicht nur auf Aurelias Seite zeigen, denn das bislang spannendste Erlebnis der Reise sollte nicht lange auf sich warten lassen. Wir gingen – der eine mehr, der andere weniger glücklich – aus dem Casino, als pl?tzlich ein kleiner Junge durch die G?nge der Stadt lief und verzweifelt nach Hilfe rief. Dies weckte sicherlich unser Interesse. Wir kamen ins Gespr?ch, und der Junge erz?hlte uns von seiner kranken Mutter, die kein Geld für Medizin hatte. Des Weiteren erkl?rte er, dass die Arznei ziemlich schwer zu beschaffen ist und deshalb ein kleines Verm?gen von 2500 Olevs kostete.

  Aurelia zuckte zusammen, als sie den Betrag h?rte. Doch für sie war die Spende der soeben gewonnenen Olevs, um der Mutter des Jungen zu helfen, das einzig Richtige in dieser Situation. Als der kleine Mann h?rte, dass Aurelia bereit war, die Medizin zu bezahlen, konnte er seinen Dank noch nicht einmal in Worte fassen. Er fing sofort an zu weinen und umarmte Aurelia. Er sagte, so etwas Gutes sei ihm in seinen 12 Jahren auf der Welt nicht passiert.

  Ich konnte seine Freude und seine Dankbarkeit deutlich spüren, sichtlich ?nderte sich auch meine Laune. Ich war überaus glücklich. Der Junge hatte sein ganzes Leben in Ohnsheim verbracht und war ziemlich ortskundig. Wir erfuhren, dass der einzige Ort, an dem man die n?tige Arznei bekommen konnte, ein zweit?giger Marsch auf einen abgelegenen Berg war. Das Kraut wuchs n?mlich nur auf diesem speziellen Berg.

  Wir machten uns also sofort auf den Weg, der Junge begleitete uns, da nur er den Weg kannte. Dies war die Gelegenheit, um etwas über den Jungen in Erfahrung zu bringen. Neo Rückmann, der Junge, der seinen Vater sehr früh aufgrund eines Arbeitsunfalls verlor und seitdem gemeinsam mit seiner Mutter Tag ein, Tag aus ums blanke überleben k?mpfte, hatte sich in diesen zwei Tagen als einer der wenigen guten Seelen, die übrig waren, erwiesen. Trotz seines Alters von 12 Jahren war Neo sehr klug und konnte uns dadurch auf der Reise einiges an Zeit ersparen. Auch seine Verhandlungskünste waren nicht von schlechten Eltern. Laut Neo hatte er früher mit seinem Vater auf dem Stadtmarkt gearbeitet, um dort die selbst geschmiedeten Dinge seines Vaters zu verkaufen. Er trug immer ein kleines, blutrotes Schwert mit sich, das aus dem seltenen Material ?Lasir-Stein“ geschmiedet wurde – sein ganzer Stolz und die einzige Erinnerung, die ihm von seinem geliebten Papa noch blieb.

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  Neo wurde schnell zu einem guten Freund der Gruppe, allerdings wussten wir, dass die Wahrscheinlichkeit, ihn nach der Abgabe der Medizin wiederzusehen, gering war. Endlich gelangten wir zu der alten Hütte auf dem Berg. Ein alter Mann namens Schredlo erwartete uns bereits. Er gab uns das lang ersehnte Kraut. Neo konnte durch seine trickreichen Verhandlungen einen Preis von 2000 Olevs für uns aushandeln. Wir waren sehr froh, dass wir Neo bei uns hatten.

  Also traten wir endlich die Rückreise in Richtung Ohnsheim an. Auf dem Weg trafen wir auf verschiedenste Kreaturen. Erw?hnenswert sind die riesigen Steingolems, die wir von einem h?her gelegenen Punkt aus bei einem Marsch beobachten konnten. Mir war aufgrund meines Lebens in der Gro?stadt nie bewusst, welch wundersch?ne Gesch?pfe auf dieser Welt wandeln.

  Ansonsten passierte auf der Rückreise nicht wirklich etwas Besonderes. Nach vier langen Tagen waren wir nun wieder angekommen und auf direktem Wege zu Neos Haus, um seine Mutter zu versorgen. Der Junge war uns unendlich dankbar und wieder fing er an, unkontrolliert vor Freude zu weinen. Sensei Bi-Shi-Zu brachte uns Gutmütigkeit bei und wir taten unser Bestes, dies umzusetzen. Das Glück Neos machte sich auch für uns bezahlt.

  Nach vier langen Tagen waren wir endlich bei den Rückmanns angekommen, doch das B?se kam uns zuvor. Zum ersten Mal in der Geschichte mussten Aurelia und ich unsere Verteidigungskünste zur Schau stellen. Wir begegneten auf dem Grundstück 20 unheilvollen Kreaturen, die gerade dabei waren, das Haus einzunehmen. Diese ?M?nner“ waren ca. 1 Meter und 95 Zentimeter gro?, hatten kein Gesicht und sahen au?erdem generell sehr verwest aus. Ich musste bei diesem Anblick an meine Eltern denken, als ich mit ihnen in der Mülltonne aufgewacht bin.

  Die M?nner erblickten uns und griffen sofort an. Ich zückte meinen Fu?ball und konnte zwei M?nner, die auf mich losstürmten, enthaupten. Ihre K?pfe explodierten, als ich mit voller Kraft dagegen schoss und hinterlie?en eine Blutlache, die derma?en hei? war, dass das Gras rundum anfing zu brennen. Neo hatte gro?e Angst und zog sich zurück, zugleich wurde er vom Schild Aurelias geschützt. W?hrend Aurelia also ihre Kr?fte mobilisierte, musste sie gleichzeitig die M?nner, die auf sie zu rasten, aufhalten.

  Mit ihrem Bogen konnte sie nicht verfehlen: 5 Schüsse, 5 Treffer, direkt in das Herz der Gestalten – jedoch ohne Erfolg. Die Situation hatte sich nicht gebessert, deswegen entschloss sich Aurelia, mit ihrem Glück zu spielen. Sie zog die magischen Kr?fte von Neo zurück und im selben Augenblick lie? sie einen Kugelhagel aus Steinen, die sie aus der Erde gezogen hatte, auf die Kreaturen regnen. Alle landeten reglos auf dem Boden, w?hrenddessen konnte ich weitere 8 M?nner ausschalten.

  Fünf Stück waren übrig. Aurelia erledigte vier davon, wieder mit dem altbekannten Kugelhagel. Einer war also noch übrig, der uns im Weg stand, doch dieses Monster war anders als seine Kameraden. Er war über 2 Meter gro?, hatte einen langen Bart und insgesamt die Ausstrahlung eines Anführers. Wir spürten, dieser Kampf sollte so schnell kein Ende nehmen, allerdings wollte ich trotzdem keine Zeit verlieren und das Ding schnell über die Bühne bringen. So nahm ich Anlauf und schoss mit meinem Fu?ball mit voller Wucht auf seine h?ssliche Rübe – ohne Wirkung. Er konnte den Ball abfangen und schleuderte ihn mit gro?er Geschwindigkeit auf mich zurück. Ich wurde mit meiner eigenen Waffe massiv zugerichtet.

  Am Boden vor Schmerzen kauernd, verlor ich meine Fassung. Nach all dem harten Training, nach all den Tagen, in denen ich alles gegeben hatte, wurde ich auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Aurelia versuchte mit ihrer Magie alles M?gliche – das Foltern mit Magie-Blitzen, keine Wirkung. Der Kugelhagel? Keine Wirkung. Noch nicht einmal das Schild, welches zu ihrem Schutz dienen sollte, konnte standhalten. Die Angriffe des Anführers waren einfach zu stark und so konnte ich nur zusehen, wie Aurelia, nachdem ihr Schild endgültig zerbrochen war, mit nur einem Schlag mehrere Meter weggeschleudert wurde und gegen einen Stein prallte.

  Ich wei? bis heute nicht, was in diesem Moment in meinem Kopf vorging, doch nach diesem Anblick spürte ich eine Ver?nderung in meinem Kopf. Meine Schmerzen waren vom einen auf den anderen Moment verschwunden, auch mein K?rper ver?nderte sich. Meine Haut f?rbte sich blutrot. Ich war auf Augenh?he mit dem Mann, meine Wut kochte f?rmlich. Auch meine Reaktionsf?higkeit, mein Geruchssinn, einfach alles ver?nderte sich und war für diesen kurzen Augenblick wie ausgewechselt.

  Voller Hass rannte ich auf den Mann zu, konnte eine Schlagkombination an den Mann bringen, diesmal mit sichtlicher Wirkung, aber immer noch nicht genug, um diesen Teufel zur Strecke zu bringen.

  Ich wusste, diese neu gewonnenen Kr?fte würden nicht ewig halten und ich versuchte, den Kampf zu beenden. Doch je l?nger es zur Sache ging, desto schw?cher wurde ich wieder und so schaffte es der B?sewicht, mich erneut zu Boden zu bringen. Die Lage schien aussichtslos. Gerade als ich wieder mal kauernd auf dem Boden kroch und sich meine Reise dem Ende neigte, zeigte sich, warum Neo nicht untersch?tzt werden sollte. Er kletterte, w?hrend ich mit dem Mann k?mpfte, auf einen Baum, um sich aller Seelenruhe den Kampf anzusehen. Innerhalb kürzester Zeit konnte er die Schwachstelle ausmachen: sein Genick.

  Gerade als es um mich geschehen war und der Mann immer n?her in meine Richtung kam, hatte Neo den richtigen Moment erwischt. Er zückte sein kleines Schwert, welches unerkl?rlicherweise hell wie die Sonne leuchtete. Mit den Worten ?DU WAGST ES NICHT IM TRAUM, MEINE FREUNDE ZU VERLETZEN, NIMM DAS, DU BASTARD!“, sprang er herab und erwischte den 2 Meter gro?en Teufel am Genick. Mit Erfolg, denn er ging sofort zu Boden und l?ste sich in Luft auf.

  Ein Problem bestand jedoch weiterhin. Neos Mutter, die ihre n?tige Medizin brauchte, war nicht da. Aurelia und ich mobilisierten unsere letzten Kr?fte, um die Medizin ins Haus zu bringen. Doch uns erwartete nur ein Schock: das Bett der Mutter war leer. Eine Blutspur führte in das Wohnzimmer, wo sie jedoch pl?tzlich endete. Neos Mutter war nirgendwo zu sehen.

  Vollkommen am Ende brach der kleine Mann in Tr?nen aus. Er hatte offiziell keinen Anhaltspunkt im Leben, keinen Sinn weiterzumachen, weder Wille noch St?rke. Ich konnte die Situation, in der Neo sich befand, nur allzu gut nachvollziehen. Mir ging es einst gleich, bis ich auf Sensei Bi-Shi-Zu traf. So wie ich es gelernt hatte, versuchte ich es auch umzusetzen. Vom Kampf noch etwas geschw?cht schnappte ich mir Neo. So wie es einst der Sensei mit mir tat, führte ich ein intensives Gespr?ch mit ihm. Aurelia unterstützte mich hierbei tatkr?ftig.

  Mit den Worten ?Neo, ich wei? genau, wie du dich jetzt fühlst. Mir erging es gleich. Ich habe meinen starken Vater und meine wundervolle Mutter auf einen Schlag verloren. Ich spüre auch deine Gedanken, aufzugeben. Wie gesagt, das habe ich alles bereits mit eigenen Augen erlebt. Trotzdem will ich dir deine St?rke nicht absprechen. Du bist unfassbar klug und kannst auch in noch so schwierigen Situationen einen kühlen Kopf behalten. Du warst es, der mir das Leben gerettet hat. Ohne dich, deinen Mut und deinen klaren Verstand, h?tte meine Reise heute ein Ende gefunden. Ich m?chte dich bitten, dich uns anzuschlie?en. Starte mit uns deinen Weg, um andere Familien vor diesem Schicksal zu bewahren, um das Gute in dieser grausamen Welt zu vertreten, um deinen Kummer und Schmerz zu überwinden und in St?rke umzuwandeln. Ich bitte dich, Neo, schlie?e dich uns an.“

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