Tats?chlich hatte die Silver Eagle bereits nach knapp 24 Minuten die letzten bekannten Koordinaten des havarierten Erkundungsschiffes erreicht. Constance hatte sich in ihrem Pilotensessel angeschnallt und diverse Anzeigen mit Ausschnitten des Asteroidengürtels auf die Monitore vor sich gelegt.

  Sie hatte wenig Hoffnung, dass sie die Squirrel sofort entdecken würden. Sie mussten also versuchen, deren Flugroute zu extrapolieren und so abzusch?tzen, wohin das Raumschiff unterwegs war, als es den Notruf absetzte.

  ?Immerhin k?nnen wir davon ausgehen, dass die Squirrel in der N?he des Asteroidengürtels unterwegs war, oder??, mutma?te Constance.

  ?Ich denke schon. Und wir kennen die Flugbahn hierher recht genau, zumindest unter der Annahme, dass Sarah die letzten drei Tage keine ungew?hnlichen Man?ver geflogen ist.?

  ?Ich glaube nicht, dass sie von ihrer bisherigen Route abgewichen ist. Sie hat sich mehr oder weniger in der Mitte des Asteroidengürtels gehalten, wahrscheinlich weil dort die gr??ten Brocken unterwegs sind und sich damit ein Erzabbau am ehesten lohnen würde.?

  ?Wie willst du also vorgehen? Sollen wir der projizierten Flugbahn des Erkundungsschiffes folgen, oder hast du eine bessere Idee??

  Einmal mehr wurde Constance bewusst, dass Seki im Vergleich zu einem Menschen wenig Individualit?t zeigte, nur wenig kreativ sein konnte. Dies beruhte vielleicht darauf, dass sie sich als Mitglied ihres Schwarms viel weitgehender dem Wohl ihrer Gemeinschaft unterordnen musste, als dies in der menschlichen Konf?deration gefordert wurde. Selbst die Milit?rs mit ihren strikten Befehlsstrukturen durften noch eine gewisse Eigeninitiative zeigen, solange sie dies nicht zu weit trieben.

  ?Aus den Flugdaten geht hervor, dass das Erkundungsschiff nur recht langsam im Asteroidengürtel unterwegs ist?, überlegte Constance laut. ?Wenn wir dem Schiff also auf seiner eigenen Flugbahn folgen, sehen wir es kaum vor dem verwirrenden Hintergrund aus Abertausenden von Felsbrocken, da sich seine Lage relativ zu den Asteroiden entlang unserer Sichtachse dann kaum ?ndern würde.?

  ?Worauf willst du hinaus??, erkundigte sich Seki neugierig.

  ?Wir k?nnten über die Bahnebene des Asteroidengürtels aufsteigen und die Positionen der einzelnen Felsbrocken mit der des Erkundungsschiffes sozusagen aus der Vogelperspektive vergleichen.?

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  ?Hier gibt es kein ?oben‘ oder ?unten‘?, stellte Seki lapidar fest.

  Constance seufzte. ?Du wei?t genau, wie ich das gemeint habe. Schlie?lich belauschst du wie immer meine Gedanken. Wahrscheinlich sollte ich gar nicht erst versuchen, meine Idee in Worte zu fassen.?

  ?Das w?re mir tats?chlich lieber, dann h?tte ich nicht andauernd dein Geplapper im Ohr!?, maulte Seki.

  ?Meine einzige Sorge ist?, fuhr Constance ungerührt fort, ?dass wir für die Analyse der relativen Flugbahnen verschiedene Aufnahmen des Asteroidengürtels über einen l?ngeren Zeitraum hinweg vergleichen müssen — und Zeit haben wir keine!?

  ?Alles eine Frage der Aufl?sung!?

  ?Du willst also die drei Sonden mit den Teleskopen ausbringen und so die Basisl?nge des optischen Systems mittels Interferometrie zu vergr??ern. Welche Aufl?sung k?nnten wir damit erreichen??

  ?Ideal w?re ein Abstand zum Asteroidengürtel, der uns gerade noch eine Aufnahme über die gesamte Breite erlaubt. Dann k?nnten wir sozusagen den Gürtel der L?nge nach abtasten und die Einzelbilder kombinieren. Das gr??te Problem hierbei ist es, auch noch die lichtschw?chsten Objekte einzufangen. Hierbei kommt es uns allerdings zugute, dass das Raumschiff eine relativ hohe Albedo hat und sich damit gut vor dem Hintergrund abheben wird.?

  ?Das ergibt doch keinen Sinn! Der Asteroidengürtel hat eine Breite von mehr als einer astronomischen Einheit, das sind über 150 Millionen Kilometer! Eine Aufnahme über die gesamte Breite h?tte demnach nur eine Aufl?sung von Zehntausend Kilometern pro Pixel. Wie willst du da ein einzelnes Raumschiff entdecken??

  ?Du hast ja nicht die geringste Ahnung!? Seki :st?hnte: frustriert. ?Erstens haben die Sensoren der Kameras eine deutlich h?here Aufl?sung als du annimmst — wir leben schlie?lich nicht mehr im 21. Jahrhundert eurer Zeitrechnung! — von über einem Gigapixel, genauer 64.000 Pixel in der Breite. Und zweitens wollen wir die einzelnen Himmelsk?rper oder das Raumschiff ja nicht optisch aufl?sen, das geht natürlich nicht. Aber sie werden durchaus als helle Lichtpunkte abgebildet, und das genügt für die Bahnanalysen durchaus.?

  ?Und was bedeutet das jetzt in Minuten oder Stunden, bis wir eine aussagekr?ftige Analyse haben werden??, hakte Constance ungehalten nach.

  ?Wir werden schon am Limit dessen arbeiten, was die Sensoren hergeben, und müssten jeweils mehrere Aufnahmen zur Verbesserung der Signalst?rke kombinieren. Die gr??te Schwierigkeit wird dabei sein, dass ausgerechnet unser gesuchtes Raumschiff dann im Rauschen untergeht, wenn sich die Aufnahmen über einen zu langen Zeitraum erstrecken.?

  ?Bring uns bitte schon einmal in Position über dem Asteroidengürtel und setze dann die drei Sonden mit den Teleskopen aus. Ich muss noch über ein paar Details nachdenken.? Constance lie? sich auf dem Monitor eine Simulation der geplanten Aufnahmen anzeigen und ging im Geiste die Abfolge der Einzelbilder durch. Wie k?nnten sie nur das Abbild des Raumschiffes besser herausarbeiten?